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Eckart Spaethe

Weiterbildung auf dem Nordhannoverschen Imkertag

Nach vierjähriger Pause auf Grund der Corona-Pandemie fand der Nordhannoversche Imkertag am 19. März 2023 wieder in Heeslingen statt.
Aus dem norddeutschen Raum hatten sich rund 200 Imkerinnen und Imker eingefunden. Ausrichtender Verein war der Kreisimkerverein Osterholz, und es war Aufgabe des Vorsitzenden Eckart Spaethe, die Imkertagung um 10 Uhr zu eröffnen.
Herr Jürgen Frühling (Vorsitzende des Landesverbands Hannoverscher Imker e.V.) berichtete in seinem Grußwort, daß der Landesverband an einem Schulungskonzept für Neuimker arbeite und daß in der Politik darüber nachgedacht werde, daß Imker Förderung für die Bestäubungsleistung ihrer Bienenvölker in Zukunft beantragen können sollen.
Als erster Vortragsredner mit dem Thema „Ergonomie in der Imkerei – mehr Gesundheit und Honig“ berichtet Eckart Spaethe von den teils körperlich belastenden Imkereitätigkeiten mit ungesunden Gewichtsbelastungen. In einer Arbeitsplatzanalyse erläuterte er zunächst die regelmäßigen Tätigkeiten einer Freizeitimkerei. Dann wurden die daraus hervorgehenden möglichen Erkrankung-en und grundlegende Ergonomiesachverhalte betrachtet. Im dritten Teil des Vortrags wurden viele Verbesserungsmöglichkeiten erklärt, wie durch Auswahl geeigneter Beuten und Geräte körperliche Überlastungen vermieden werden können.

Christoph Soter, seines Zeichens Schreinermeister, Berufsimker (120 Völker) und Vertreiber der APILIFT-Wanderkarre aus der Nähe von Heilbronn betreibt einige Stockwaagen und wandert mit seinen Völkern unter anderem in die Waldtracht. Er stellt in seinem Vortrag „Einsatz der APILIFT-Technik in der Imkerei als Arbeitserleichterung“ da, wie leicht der Transport mit dem APILIFT von 70 kg schweren Bienenvölker oder 120 kg schweren Stapel von Honigzargen in bergigem Gelände ist. Der APILIFT wird von 2 leistungsstarken Akkuschraubern angetrieben. Auf einer kleinen Bühne im Hotel – Restaurant Zum Hollengrund führte er auch die einfache Handhabung und Wendigkeit des APILIFTs vor. Dieser kann sowohl für Hebevorgänge von Bienenvölker und Transport draußen als auch ergänzt durch Zusatzbauteile für Hebearbeiten im Honigraum eingesetzt werden.

Nach kurzer Pause trat Bernhard Heuvel, Vizepräsident DEUTSCHER BERUFS UND ERWERBSIMKER BUND e.V. aus Rheinberg (Nordrhein-Westfalen) ans Rednerpult. In seinem Vortrag „VomHobby-zum Berufsimker; Eine Betriebsvorstellung“ erzählt er von den Anfängen seiner Imkerei in einer guten Bienengegend am Niederhein als hauptberuflicher Entwickler von Computersoftware; von dem Schritt in die Selbständigkeit als Berufsimker, dem Bau eines Wirtschaftsgebäude und der stetigen Vergrößerung der Völkerzahl auf bis zu 450 Stück. Dann kam Corona. Wochenmärkte waren über längere Zeit geschlossen. Der Preis für Honig bei den Abfüllbetrieben verringerte sich bis auf 3,80 €/kg. Ein kostendeckendes Wirtschaften war zeitweise nicht mehr möglich. Daher wendete Herr Heuvel sich zusätzlich der Königinnenzucht zu. Laut Heuvel sollte eine Königin möglichst schwer sein. Dies erreicht er durch Eintauchen der Näpfchenränder (Nicotsystem) in ein Bienenwachsbad und Umlaven in mit Gelee Royale angefeuchtete Näpfchen. So erzeugte Königinnen würden im Wirtschaftsvolk bis zu 5 Jahre für starke Brut sorgen.
Viel Augenmerk legt Heuvel auch auf Bienenvölker mit Arbeiterinnen, die einen gesunden Fett-körper aufweisen. Wenn Varroamilben an den Fettkörpern von Arbeiterinnen oder bereits an den Bienenlarven parasitiert haben, ist die Vitalität der Winterbienen eines Volkes beeinträchtigt. Die Fettkörper der Bienenvolkarbeiterinnen stellen ein Speicherorgan da, in dem Mineralien, Eiweißstoffe und weitere essentielle Stoffe gespeichert sind, mit deren Hilfe ein Bienenvolk im Frühling in der Lage ist, neue Brut anzulegen und aufzuziehen, auch wenn in der Natur noch fast nichts zu finden ist. Wegen der hohen Energiepreise (Ukraine-Krieg) und neuen Bedrohungen für die Imkerei in Form von asiatischer Hornisse sowie der von Asien vorrückenden Tropilaelaps-Milbe möchte Bernhard Heuvel seinen Völkerbestand vorübergehend reduzieren bis auf 150 Völker und ist zusätzlich in die Pferdehaltung eingestiegen. Sein Vortrag endete mit der Beantwortung vieler Fragen aus der Zuhörerschaft.

Eine anderthalbstündige Pause ermöglichte die Stärkung der Teilnehmer beim Mittagessen aus dem wohlschmeckenden Menue des Restaurant Zum Hollengrund und den Erfahrungsaustausch zwischen den Imkerinnen und Imker aus unterschiedlichen Imkervereinen.

Den abschließenden 4. Vortrag hielt Dr. Paul Siefert aus dem Institut für Bienenkunde Oberursel. In seiner Doktorarbeit bei der Erforschung der Auswirkungen von Neonikotinoide auf Honigbienen sind die ersten Filmszenen unter der Lupe bei einem technisch und mathematischen sehr aufwendigen Versuchsaufbau entstanden. Danach sind noch weitere Szenen hinzugekommen. Bienen – auf Hasengröße vergrößert – konnten beobachtet werden, wie sie eine kranke Bienenlarve nach mehrmaligen Öffnen der verdeckelten Zelle, prüfen und wieder neu verschließen, diese am Schluß doch entfernen. Auch war das Verhalten von Bienen beim Einlagern von Pollen in eine Zelle zu sehen, wobei die Arbeiterin sich mit dem Hinterleib auf den Zellrand abstützen mußte. Interessant war auch das sehr sorgfältige erstmalige Füttern einer frisch geschlüpften Bienenlarve. Oder man sah das Leben von einer Varroamilbenfamilie innerhalb einer Bienenzelle. Dr. Siefert gab mit schauspielerischen Talent den Bienen eine Stimme, wodurch die Verhaltensmuster den Zuhörern noch besser verständlich wurden. Dies und der gesamte Vortrag wurde mit viel Beifall honoriert.

 

Eckart Spaethe (1. Vorsitzender Kreisimkerverein Osterholz)

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