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Uwe Frommhold

Fortbildungsseminar Bienengesundheit und Pflanzenschutz

Am 23. September 2023 fand nach einer vierjährigen Corona bedingten Unterbrechung erstmals wieder ein Fortbildungsseminar für die Obleute der Kreisimkervereine für das Gesundheitswesen und für Pflanzenschutzbehandlungsschäden in den Räumlichkeiten des LAVES-Instituts für Bienenkunde in Celle statt. Die große Zahl der Teilnehmer zeigte, dass nach wie vor ein starkes Interesse an Fortbildung auf diesem Gebiet besteht.

Jürgen Frühling begrüßte die Anwesenden und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Fortbildungsarbeit nach Corona nunmehr wieder in der gewohnten Weise geführt werden kann.

Dr. Boecking überbrachte als stellvertretender Leiter des Instituts die Grüße der neuen Leiterin Frau Dr. Petersen. Er machte zunächst Werbung für die Infobriefe des LAVES-Instituts auf der Internetseite des LAVES. Der Infobrief berichtet über aktuell anstehende Arbeiten rund ums Bienenvolk, beleuchtet Neuigkeiten aus der Imkerei und informiert über wichtige Termine. Außerdem wies er auf den neuen Service eines YouTube-Kanals des Instituts hin, der in kurzen Videosequenzen ebenfalls die Arbeiten rund ums Bienenvolk beleuchtet.

Dr. Boecking räumte in seinem Vortrag „Neue Gefahren aus fernen Ländern? Aktuelle Entwicklung bei Tropilaelaps-Milben, Beutenkäfer und Asiatische Hornisse.“ mit einer Reihe von Mythen und Legenden rund um diese Schädlinge für das Bienenvolk auf.

Die Tropilaelaps-Milbe kommt ursprünglich aus Asien. Die dortigen Bienen sind in ihrer Lebensweise an diesen Schädling angepasst, so dass er für sie keine so große Gefahr darstellt. Ähnlich wie bei der Varroa wurde sie jedoch für die europäischen Bienenarten zum Problem, weil diese nicht an sie angepasst sind.

Die Tropilaelaps-Milbe ist etwas kleiner als die Varroa, dafür aber wesentlich beweglicher. Sie überlebt nur 3 Tage außerhalb der Brut, was dazu führt, dass sie bei einer Brutpause dezimiert wird. Sie reagiert auf Varroazide, so dass die Imker insoweit besser auf ihr Auftreten vorbereitet sind.

Der kleine Beutenkäfer ist etwa ein Drittel so groß wie eine Arbeitsbiene und von daher mit bloßem Auge gut zu erkennen. Er schädigt die Bienen nicht direkt, sondern ist eigentlich ein Vorratsschädling vergleichbar der Wachsmotte. Gleichwohl ist sein Auftreten schon bei Verdacht der Veterinärbehörde zu melden.

Der kleine Beutenkäfer stammt ursprünglich aus Afrika und ist über Florida nach Europa gekommen und hat sich in Süditalien seit 2014 verbreitet. Dr. Boecking ist davon überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Käfer auch in Deutschland auftritt. Die Bekämpfung sollte bei akutem Befall durch Beutenbodenfallen erfolgen. Wichtiger sind jedoch vorbeugende Maßnahmen, die darin bestehen, starke Völker zu führen, diesen nicht mehr Raum zu geben, als sie benötigen und den Honig rechtzeitig zu schleudern. Das Keulen der Völker hat – wie Süditalien zeigt – keinen großen Erfolg.

Die Asiatische Hornisse ist laut Aussage Dr. Boecking gekommen um zu bleiben. Begünstigt wird dieses insbesondere durch den Klimawandel. Sie wird als invasive Art eingestuft und muss deshalb bekämpft werden.

Herr David Thorbahn ist Mitarbeiter des Julius-Kühn-Instituts (JKI) für Bienenschutz und als Berater bei Bienenvergiftungen tätig. In seinem Vortrag „Tod durch Gift. Pflanzenschutz, Landwirtschaft und Bienenschutz“ ging er zunächst auf die Anwendungsbeschränkungen der Pflanzenschutzmittel in Bezug auf ihre Toxizität ein. Anhand von Schadbildern zeigte er, welche Auswirkungen die Pflanzenschutzmittel haben können.

Die Aufgabe des JKI ist in diesem Zusammenhang die Untersuchung von Schäden durch Pflanzenschutzmittel. Hierfür ist von den betroffenen Imkern Probenmaterial in Form von Bienen (mindestens 100g) und Pflanzen zu übersenden. Anhand von biologischen und chemischen Untersuchungen sowie ggf. einer Pollenanalyse wird versucht die Ursachen für die Schäden an den betroffenen Bienenvölkern zu ermitteln. Herr Thorbahn wies darauf hin, dass die Untersuchungen für den betroffenen Imker kostenlos sind. Weitere Informationen befinden sich auf der Internetseite des Julius-Kühn-Instituts. Hier können auch die Antragsformulare aufgerufen werden.

Einen hohen praktischen Bezug hatte auch der Vortrag von Frau Dr. Susanne Jungnitz zum Thema „Amerikanische Faulbrut in Theorie und Praxis“. Frau Dr. Jungnitz ist beim Veterinäramt des Landkreises Rotenburg/Wümme als Amtstierärztin beschäftigt und in dieser Funktion auch für die Imkerei zuständig. Außerdem ist sie Vorsitzende des Imkervereins Bremervörde.

Sie gab zunächst einen Überblick über das neue EU-Tiergesundheitsrecht, das seit 2021 auch für das nationale Recht bestimmend ist.

Anschließend wies sie auf den durch das LAVES-Institut für Bienenkunde herausgegebenen Praxisleitfaden zur Bekämpfung der Amerikanischen Faulbrut hin, der im Internet aufgerufen werden kann.

Nach Auffassung von Frau Dr. Jungnitz spielt die Prophylaxe in Form von Beprobung und Monitoring bei der Bekämpfung der AFB eine wichtige Rolle. Sie schilderte die Vorgehensweise diesbezüglich in ihrem Zuständigkeitsbereich und erläuterte die Voraussetzungen für die Vergabe eines Gesundheitszeugnisses. Anhand anschaulicher praktischer Beispiele erläuterte sie das Vorgehen bei Sanierungsmaßnahmen.

Am Ende Veranstaltung waren sich alle Anwesenden einig, dass sich die Reise nach Celle gelohnt hat und für die praktische Arbeit vor Ort eine Menge Input gebracht hat.

Verfasser: Uwe Frommhold

 

Foto (LV): Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Fortbildungsseminar Bienengesundheit und Pflanzenschutz

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