Der Landesverband
Züchtertagung 2017
Züchtertagung der Landesverbände Hannover und Weser-Ems
Am letzten Sonntag im Februar fand im LAVES – Institut für Bienenkunde Celle die Züchtertagung der Landesverbände Hannover und Weser-Ems statt. Neben vielen Züchtern aus Niedersachsen konnten Jürgen Frühling und Zuchtobmann Friedrich-Karl Tiesler viele Gäste aus den Niederlanden und den Nachbarverbänden Hamburg, Schleswig Holstein und Sachsen-Anhalt begrüßen.
Alljährlich vergeben die Verbände einen Züchterpreis für hervorragendes Zuchtmaterial. Die Ermittlung der Preisträger erfolgt dabei über die Auswertung der Zuchtwerte aller in Niedersachsen im Jahre 2016 geprüften Königinnen.
Der diesjährige Züchterpreis des Landesverbandes Hannoverscher Imker e.V. ging an Horst Greve für seine Königin Zb.Nr.: 6-198-35-2015, Carnica Troiseck Linie 1075 mit einem Gesamtzuchtwert von 127%. Der Züchterpreis des Landesverbandes der Imker Weser-Ems e.V. ging an Johann Saathoff für seine Königin Zb.Nr.: 17-27-30-2015, Carnica Troiseck Linie 1075 mit einem Gesamtzuchtwert von 130%. Stellvertretend für Johann Saathoff nahm Helmut Gerken vom Züchterring Norden die Urkunde entgegen.
Das Hauptreferat hielt Frau Dr. Strauß vom Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf zum Thema: „Aktueller Stand der genetischen Selektion bei der Honigbiene – Ziele, erste Erfahrungen aus den bisherigen Proben und Planung für 2017“. Ziel des Projektes ist die genomische Selektion, die in anderen Bereichen der Tierzucht bereits erfolgreich eingesetzt wird, auch bei der Züchtung der Honigbiene zu etablieren. Die Züchter unterstützen dieses Projekt, indem sie Drohnenbrut oder Königinnen aus zuchtwertgeschätzten Völkern zur Verfügung stellen. Für 2017 werden noch etwa 3000 weitere Proben für die Untersuchungen benötigt. Alle an der Zuchtwertschätzung beteiligten Züchter wurden aufgerufen, in diesem Jahr möglichst von allen Leistungsprüfungsvölkern Proben zur Verfügung zu stellen. Von dem Projekt erwarten die Züchter große Zuchtfortschritte vor allem im Hinblick auf das Zuchtziel Varroatoleranz.
Der zweite Vortrag von Friedrich-Karl Tiesler beschäftigte sich mit der Selektion auf VSH (Varroasensitive Hygiene). Dieses Merkmal ist nach den bisherigen Untersuchungen von entscheidender Bedeutung für die Varroatoleranz. Hervorgerufen wird dieses Verhalten durch ein Öffnen befallener Zellen durch die Bienen, was die Reproduktion der Milben behindert. Eine Beurteilung erfolgt nach dem Prozentsatz nicht reproduzierender Milben in der Bienenbrut.
In einem speziellen Zuchtprogramm soll eine Selektion von Völkern mit einem VSH-Anteil von mehr als 50% erfolgen. Nach bisher in den USA gesammelten Erfahrungen sind solche Völker langfristig ohne den Einsatz von Medikamenten zu halten. Die 1-Drohnbesamung von Königinnen aus vorselektierten Völkern soll zu einem schnelleren Erreichen des Zuchtziels führen. Deren Völkchen erhalten noch im gleichen Sommer eine Startinfektion mit Varroamilben, um anschließend den Anteil nicht reproduzierender Milben zu ermitteln.
Am Ende seines Vortrages forderte Friedrich-Karl Tiesler die Züchter auf, sich an diesem Projekt – zumindest mit einer kleinen Völkerzahl – zu beteiligen, damit eine ausreichend große Population, die dieses Merkmal zeigt, aufgebaut werden kann. Interessierte Züchter können sich beim Zuchtobmann melden. Sie werden dann in die Planungen für die 1-Drohn-Besamungen, die Startinfektion mit Milben und die Auszählung des VSH-Anteiles in der Brut eingebunden. Langfristig ist dann gedacht, entsprechend ausgelesene Völker auf den Belegstellen als Drohnenvölker aufzustellen, damit der Zuchtfortschritt in die Landesbienenzucht einfließen kann.
Am Nachmittag erfolgte eine Vorstellung der Zuchtergebnisse des Jahres 2016. Breiten Raum nahm die Diskussion der Zuchtwerte ein, da es hier im Vergleich zu den Vorjahren einige Veränderungen gab. Aufgrund zusätzlich eingeflossener Daten fielen die Inzuchtwerte von Königinnen und Arbeitsbienen etwas höher aus. Erhebliche Verbesserungen gab es bei der Sicherheit für die einzelnen Zuchtwerte.
Anschließend stellte Friedrich-Karl Tiesler die Zuchtplanungen vor. Weitere Themen waren die Öffnungszeiten und Vatervölker der Belegstellen, aber auch Neuerungen beim Versand von Königinnen zu den Inselbelegstellen per Spedition, außerdem Termine und Vatervölker der Besamungsstellen und die Neubesetzung der Leistungsprüfstände. Sowohl die Ergebnisse der Zuchtsaison 2016 mit den Ergebnissen der Zuchtwertschätzung und die Zuchtplanungen sind im Internet unter: www.bienenzucht.de einsehbar.
Am Ende der Veranstaltung dankte Friedrich-Karl Tiesler allen Mitarbeitern auf dem Zuchtsektor für ihren engagierten Einsatz und wünschte für die Saison 2017 viel Erfolg. LV.
Foto: (Clemens Tandler)
Von links nach rechts:
Helmut Gerken, Jürgen Frühling, Horst Greve, Friedrich-Karl Tiesler, Dr. Anja Strauß, Hans-Georg Schell;