Jürgen Frühling
Züchter tagten am 25.02.2024 im Bieneninstitut Celle
Die diesjährige Züchtertagung der niedersächsischen Züchter fand traditionsgemäß am letzten Sonntag im Februar statt. Nach einigen Jahren Unterbrechung konnte die Veranstaltung wieder am Celler Bieneninstitut stattfinden. In ihrer Begrüßung lob Frau Dr. Gertje Petersen – Leiterin des Hauses – hervor, dass die Zuchtarbeit in Celle wieder ein stärkeres Gewicht erhalten werde. Jürgen Frühling konnte bei seiner Einführung nicht nur zahlreiche Züchter aus Niedersachsen, sondern auch aus anderen Verbänden aus den Niederlanden, Rheinland-Pfalz, Bayern und Hamburg begrüßen. Zunächst stellte Imkermeister Paul Bremer in Vertretung für den erkrankten Imkermeister Lennard Siemann die zukünftige Zuchtarbeit am Celler Institut vor:
- Weiterführung der Celler Linien
- Leistungsprüfung
- Belegstellen
- Management (Neuwerk, Torfhaus, Rebberlah)
- Abgabe von Zuchtstoff und Königinnen
In seinem Beitrag „Gefahren des internationalen Bienenhandels für die genetische Vielfalt der Honigbienen“ schilderte Prof. Dr. K. Bienenfeld/Hohen Neuendorf anhand eines aktuellen Beispiels aus Saudi Arabien, wo die heimische Bienenpopulation durch jährliche Importe von Hybriden aus europäischen Rassen (vorwiegend Carnica, Ligustica und Buckfast) in ihrem Bestand bedroht ist. Jährlich werden hier über 1 Million Ableger aus Ägypten importiert, die sich zwar in Frühjahr gut entwickeln, aber den heißen Sommer nicht überleben und im nächsten Jahr ersetzt werden müssen. Auch sind die importierten Hybrid-Völker den natürlichen Feinden, insbesondere der dort heimischen Hornisse, erbarmungslos ausgeliefert, während die heimische Biene Abwehrmechanismen gegen ihre Feinde entwickelt hat. Wegen der höheren Leistung der unsortierten Bienen zirka 6 bis 7 Kilogramm je Volk, statt 3,5 Kilogramm, rechnet sich für die professionellen Imker – oftmals mehr als 1000 Völker bei einem Honigpreis von zirka 150 bis 200€ je Kilogramm, der jährliche Import von Bienen aus Ägypten, wo sich professionelle Imker auf die Nachfrage eingestellt haben. Allmählich findet in Saudi Arabien ein Umdenken statt mit dem Ziel, die heimische Bienenpopulation durch Zucht zu verbessern. In seinem Beitrag verurteilte K. Bienenfeld die Bemühungen europäischer Züchter, verstärkt europäische Rassen in Länder mit bedrohten Unterarten zu exportieren, weil dadurch die genetische Vielfalt von Unterarten der Honigbienen zerstört wird und wertvolle Eigenschaften dieser Populationen, auf die wir ev. im Zuge des fortschreitenden Klimawandels angewiesen sein könnten, verloren gehen. Am Nachmittag stellte Zuchtobmann F.-K. Tiesler die Ergebnisse der Zuchtsaison 2023 vor. In der Leistungsprüfung werden im Vergleich zum Vorjahr um ca. 11 kg höhere Durchschnittserträge erzielt. Auf den Belegstellen wurden 12.040 Königinnen angeliefert. Das Begattungsergebnis lag bei 75%. Von insgesamt 1.298 Völkern wurden Datensätze für die Zuchtwertschätzung bei BeeBreed eingereicht. Allerdings sind die Ergebnisse aufgrund von zahlreichen nicht kommunizierten Änderungen bei BeeBreed in vieler Hinsicht nicht nachvollziehbar, sodass nicht nur aus niedersächsischer Sicht sondern auch anderer Verbände die Möglichkeit erwogen wird, die Zuchtwertschätzung von einem anderen Anbieter, der auch in der Lage ist eine markergestützte Selektion anzubieten, durchführen zu lassen. Den Züchterpreis erhielt für den LVHI Hannover der Imker Andreas Rohe für seine Königin DE 6-131-72-2022 und für den LV Weser-Ems Helmut Koltkamp für seine Königin DE 17-208-59-2022. Außerdem konnte F.-K. Tiesler den letztjährigen D.I.B. Züchterpreis ebenfalls für Andreas Rohe für dessen Königin DE 6-131-8-2021 aushändigen. In Vertretung für den beruflich verhinderten Andreas Rohe nahm sein Züchterringsleiter Clemens Tandler beide Preise entgegen. Bei den Zuchtplanungen für das Jahr 2024 stellte F.-K. Tiesler die Drohnenvölker und den Belegstellenbetieb für die kommende Saison vor. Hier ist besonders der Wechsel in der Belegstellenleitung für die Insel Norderney zu nennen. F.-K. Tiesler dankte der Familie Ottersbach für die vielen Jahre der Leitung der Belegstelle. Herr Michael Murra stellte sich als neuer Belegstellenleiter vor. Die anerkannten Züchter in den Züchterringen, Umlarvtermine und Belegstellenkoordination werden im Internet unter www. Bienenzucht.de veröffentlicht. Am Schluss der Veranstaltung dankte F.-K. Tiesler allen Züchtern für ihre Arbeit, insbesondere Horst Dieter Fehling und Christian Grolla, die maßgeblich mit der Erstellung der Daten befasst waren und wünschte allen eine erfolgreiche Züchtersaison 2024.
Foto (E. C. Wendt): Von links nach rechts:
Dr. Johannes Heise (VIT, Verden),
Clemens Tandler (in Vertretung für Andreas Rohe),
Jürgen Frühling,
Dr. Gertie Petersen (LAVES), 1. Holtkamp,
Friedrich-Karl Tiesler,
Prof. Dr. Pim Brascamp (NL-Wageningen),
Prof. Dr. Kaspar Bienefeld,
Paul Brehmer (LAVES)