Peter Senkpiel
Die Varroose wird auch in den nächsten Jahren das größte Problem der Imkerei bleiben
Neue Arzneimittel und die Kommunikationsprobleme zwischen Imkern und Landwirten im Blickpunkt beim 54. Nordhannoverschen Imkertag
Erstmalig fand der Nordhannoversche Imkertag in Heeslingen statt. Dort hatten sich am 17. März rund 300 Imkerinnen und Imker, überwiegend aus dem norddeutschen Raum, versammelt.
Ausrichtender Verein war diesmal der Kreisimkerverein Rotenburg und so oblag es dem Vorsitzenden Peter Senkpiel, die Veranstaltung zu eröffnen. Er lobte, dass von Jahr zu Jahr der Frauenanteil unter der Imkerschaft stetig wachse. Das wäre auch heute hier deutlich zu sehen.
Jürgen Frühling, Vorsitzender des Landesverbandes Hannoverscher Imker, begrüßte unter den Gästen die Referenten und ganz besonders die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte – Kinast. Er berichtete, dass es aktuell mehr als 8000 Mitglieder im Verband gibt. Allein im letzten Jahr konnten 300 Neumitglieder aufgenommen werden. Er forderte, die Rahmenbedingungen für die Bienenhaltung landesweit zu verbessern und Landwirte bei der Anlage von Blühstreifen und Saumbiotope finanziell noch mehr zu unterstützen.
Otte-Kinast würdigte die Arbeit der Imker, indem sie feststellte, dass 80% unserer Nutzpflanzen auf Bienenbestäubung angewiesen sind. Nach Rind und Schwein folge schon die Biene als drittes Nutztier. Schließlich regte sie an, im landwirtschaftlichen Berufsschulunterricht die Imkerei als Pflichtfach aufzunehmen.
Imkerpraxis: Heideblütenhonig ernten
Peter Senkpiel begann die Vortragsreihe mit einem an der Praxis orientierten Thema. Viele Imker wandern auch bei guten Trachtverhältnissen nicht die Heideflächen in Niedersachsen an. Einer der Gründe ergibt sich aus der geleeartigen Konsistenz des Heideblütenhonigs: Er kann nicht mal eben aus den Waben geschleudert werden. Entweder die Imker brauchen eine Heidehoniglösemaschine (Stipper) oder eine Presse.
Viele Imker scheuen die damit verbundene Investition, obwohl Heideblütenhonig am Markt sehr teuer ist. Senkpiel gab eine anschauliche Unterweisung in die Kunst, Heidehonig kalt zu pressen. Dazu schilderte er eigene Erfahrungen mit einer hölzernen Wein- oder Edelstahlpresse, die mit mehreren Arbeitsgängen den Honig aus den Waben drückt. Am besten habe sich jedoch eine Hydro-Presse bewährt, die mit hohem Wasserdruck den Heideblütenhonig in den Auffangbehälter fließen lässt. Das alles zu einem erschwinglichen Preis.
„So viel Arzneimittel wie notwendig, aber nur so wenig wie möglich.“
Über die Entstehung, das Erkennen und die Bekämpfung der Varroose, eine 1977 eingeschleppte, durch Milben verursachte Brutkrankheit der Honigbiene, referiert Dr. Marika Harz, Bienenkundlerin bei der Landwirtschaftskammer in Nordrhein-Westfalen. Sie mahnte die Imker, ihre Völker ständig auf Milbenbefall zu kontrollieren und nötigenfalls sofort Behandlungsmaßnahmen einzuleiten.
Sie beschrieb die marktüblichen aktuellen Behandlungsmittel und ging dabei auf ihre Wirksamkeit ein. Das Varroazid Oxalsäure-Dihydrat 3,5% sei eines der effektivsten Behandlungsmittel, aber nur, wenn die Völker möglichst brutfrei sind und die Bienen eng in einer Traube zusammensitzen (also November/Dezember). Aber: „Zweimal mit Oxalsäure behandeln, ist einmal zu viel“.
Ausführlich berichtete sie über die Entwicklung neuer Tierarzneimittel und stellte dabei das von ihr mit entwickelte Varroazid „Hopeguard vor, ein aus Hopfen gewonnener Wirkstoff. Neben einer guten Wirksamkeit gegen die Milben, zeichnet sich der Wirkstoff durch seine Bienenverträglichkeit aus, wobei es keine Rückstandsproblematik gibt.
Der Erhalt des Rapsanbaus ist wichtiger als Pestizidverbot
Als dritter Referent befasste sich Dr. Wallner von der Universität Stuttgart-Hohenheim mit dem Spannungsfeld zwischen Imkern und Landwirten. Er zeigte an konkreten Beispielen auf, dass Wildbienen und Schmetterlinge durch die intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen ihre Lebensgrundlagen verlieren. Da gebe es eine Wirkungskette: Die Verbraucher erwarteten billige Lebensmittel beim Discounter. Das wiederum setze die Landwirte unter Druck, preiswert zu produzieren. Eine Landwirtschaft wie früher, mit länger wechselnden Fruchtfolgen auf den Äckern würde dadurch verhindert.
Die Forderung vieler Imker, die Landwirte sollten auf Saatgutbeize und Spritzmitteleinsatz verzichten, zeuge von wenig Sachkenntnis. Den wenigsten Imkern und auch Politikern sei bewußt, dass z.B. der Verzicht auf Neonicotinoide den Bienen gar nichts bringe, die Landwirte zu anderen Schädlingsbekämpfungsmitteln greifen müssten, die wiederum auch andere nützliche Kleinstlebewesen vernichten würden. Auch ein dramatischer Rückgang beim Rapsanbau könne nicht im imkerlichen Interesse liegen.
„Sorgfalt und Vorsicht vor Schnelligkeit und Profit“
Imker Jürgen Parg bewirtschaftet im hessischen Otzberg rund 250 Bienenvölker und gehört der Vereinigung Bioland an. Gleich zu Beginn seines Vortrages machte Parg klar, dass sich seine biozertifizierten Honige nicht von herkömmlich produzierten Honigen unterscheiden würden. Denn „es gibt in Deutschland keine ökologisch sauberen Areale, die Bienen anfliegen können“. Sehr wohl gebe es aber Unterschiede in der Betriebsweise und zu den Bienen selbst als Nutztiere. So sei z.B. das Flügelschneiden der Königinnen verboten. Auch werden die Bienen in Holzkisten gehalten.
In seinem Vortrag zeigte er die Unterschiede auf, die Bioland-Imker bei der Produktion von Honig, Pollen und Wachs zu beachten haben. Kritik übte Parg an z.T. überzogenen jährlichen Kontrollen, die auch noch sehr teuer seien. Das mache es Imkern mit wenigen Völkern unmöglich, in die Bio-Imkerei einzusteigen.
Peter Senkpiel
Foto (LV): von links nach rechts:
Dr. Marco Mohrmann (MdL), Peter Senkpiel, Jürgen Frühling, Barbara Otte-Kinast (Ministerin), Bernhard Ballmer (Vors. IV Zeven-Sittensen);
erstes Foto (LV): von links nach rechts:
Dr. Marco Mohrmann (MdL), Peter Senkpiel, Jürgen Frühling, Barbara Otte-Kinast (Ministerin), Bernhard Ballmer (Vors. IV Zeven-Sittensen);