Uwe Frommhold
53. Nordhannoverschen Imkertag
Der 53. Nordhannoversche Imkertag wurde durch den Kreisimkerverein Cuxhaven ausgerichtet und fand am Sonntag, den 18. März 2018, im Schützenhaus in Tostedt statt.
Das Rahmenprogramm bildete eine Verkaufsausstellung rund um die Imkerei.
Der Vorsitzende des Landesverbands Hannoverscher Imker, Jürgen Frühling, ging in seiner Eröffnungsrede vor rund 250 Imkerinnen und Imkern auf die Erfolge des Landesverbandes im Jahre 2017 ein. Insgesamt wurden 365 Neueinrichtungen von Bienenständen der Nachwuchsimker gefördert. Die Schulungsmaßnahmen des Verbandes wurden von insgesamt 8.983 Teilnehmern besucht. Eine erfreuliche Entwicklung nahm auch die Zahl der Mitglieder im LV Hannoverscher Imker. Sie stieg auf 7.693, was einer Zunahme von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Herr Frühling dankte in diesem Zusammenhang insbesondere auch jenen Imkerinnen und Imkern, die zwar aus gesundheitlichen oder Altersgründen die Bienenhaltung aufgegeben haben, aber trotzdem noch dem Verband durch ihre Mitgliedschaft die Treue halten und dadurch ihre Verbundenheit ausdrücken.
Als besonderes Problem stellte er die Pollenversorgung der Bienen im Spätsommer dar. Hier sei auf regionaler Ebene durch die diversen Blühstreifenprogramme schon einiges erreicht worden, jedoch das mögliche Potential noch nicht ausgeschöpft. Dieses könne trotz durchaus in einigen Bereichen kritisch geführter Auseinandersetzungen nur gemeinsam mit der Landwirtschaft erfolgen. In diesem Zusammenhang betonte der Landesvorsitzende, dass flächendeckende Untersuchungen von Honigproben gezeigt hätten, dass dieser nicht mit Glyphosat belastet sei.
Auf einen besonderen die Imker betreffenden Aspekt der Digitalisierung ging Herr Frühling am Ende seiner Ausführungen ein. Er betonte, dass der Kauf von Mittelwänden im Internet, insbesondere bei dubiosen Anbietern, nicht unbedingt zur Qualitätsverbesserung dieser beigetragen haben. Zum Schluss wünschte er allen einen erfolgreichen Start in die neue Bienensaison.
Der Vorsitzende des ausrichtenden KIV Cuxhaven, Uwe Frommhold, begrüßte die Anwesenden und gab einen kurzen Überblick über den Ablauf der Veranstaltung.
Die beiden Hauptredner Professor Dr. Menzel aus Berlin und Professor Dr. Münstedt aus Offenburg hatten kurz vor Beginn der Veranstaltung absagen müssen, da ihre Anreise mit der Bahn witterungsbedingt unmöglich wurde. Ein besonderer Dank gilt deshalb an dieser Stelle Herrn Gärtner- und Imkermeister Bernhard Jaesch aus Springe, der sich spontan und ohne zu zögern bereit erklärte einen Vortrag über Bienenweidepflanzen zu halten.
Herr Frommhold hielt einleitend ein Referat zum Thema „Bienenvergiftungsschaden – was ist zu tun?“. Hierbei hob er hervor, dass nicht jeder Vergiftungsschaden auf Pflanzenschutzmittel zurückzuführen sei, sondern auch andere Ursachen zu Vergiftungssymptomen führen können, wie z.B. Überdosierung von Tierarzneimitteln, ungeeignete Holzschutzmittel und Anstriche an den Beuten oder Umweltgifte. Erschwert wird das Auffinden möglicher Quellen für Vergiftungen durch den großen Flugradius der Sammlerinnen – er deckt eine Fläche von bis zu 80 km² ab – und unsere teilweise sehr feingegliederte Landschaft.
Nach einem kurzen Ausflug in die gesetzlichen Grundlagen des Pflanzenschutzrechts und des Bienenschutzes ging es zum verfahrenspraktischen Verhalten bei einem Bienenvergiftungsschaden. Hierbei wies der Vortragende auf ein auch im Internet veröffentlichtes Merkblatt des Bieneninstituts Celle hin (Informationsschreiben Nr. 64), das in diesem Fall sehr hilfreich sein kann. Die Auswertung der sichergestellten Proben erfolgt seit 2016 durch das Institut für Bienenschutz am Julius Kühn Institut in Braunschweig. Erforderliche Antragsformulare können von der Internetseite des Instituts heruntergeladen werden.
Im Anschluss hielt der Imkerkollege Thomas Krieger einen sehr informativen Vortrag zum Thema „Imkern in der Großstadt am Beispiel von Hamburg“. Herr Krieger ist erster Vorsitzender des IV Harburg-Wilhelmburg und Mitglied im Vorstand des Imkerverbandes Hamburg e.V. Er berichtete, dass sich die Imkerei in der Stadt Hamburg in einem stetigen Wachstum befindet. Alle 12 Imkervereine in Hamburg haben einen erheblichen Zulauf an Mitgliedern. Dieses bringt natürlich auf Grund der engen Besiedelung besondere Probleme mit sich. Es ist daher erforderlich im Kontakt mit den nichtimkernden Nachbarn verstärkt Aufklärungsarbeit zu leisten. Die Aufstellung der Bienenvölker führt insbesondere dann zu Problemen, wenn sie auf Terrassen, Balkonen oder in Kleingärten erfolgt. Die Honigerträge im Hamburger Stadtgebiet können durchaus mit denjenigen im ländlichen Raum mithalten, leider ist dieses auch bei den Problemen mit den einschlägigen Bienenkrankheiten der Fall. Varroose und AFB gibt es auch in der Stadt.
Der in der Stadt geerntete Honig ist kaum mit Pestiziden belastet, was darauf zurückgeführt wird, dass es keinen flächendeckenden Einsatz gibt. Auch die Belastung mit PAK’s und Schwermetallen liegt unter den Grenzwerten.
Einen sehr kurzweiligen und unterhaltsamen Vortrag hielt der Gärtner- und Imkermeister Bernhard Jaesch aus Springe. Er referierte ausführlich über die heimischen Trachtpflanzen. Von den 227 heimischen Gehölzen sind nur 80 für Bienen interessant, da sie Blüten ausbilden und den Bienen Honig und Nektar anbieten. Er wies darauf hin, dass diese Pflanzen jedoch nicht nur für unsere Bienen besonders wertvoll sind, sondern auch für eine Reihe weiterer Insekten, da die Blätter ihnen als Nahrung dienen. Viele Schmetterlinge würde es ohne diese Gehölze gar nicht geben. Für den Zuhörer war es sehr informativ zu erfahren, welche Pflanzen für die Bienen interessant sind. Die Ausrichter hoffen, dass trotz der Pannen mit der Anreise der beiden Referenten die Besucher doch Gefallen an der Veranstaltung gefunden haben und im nächsten Jahr wieder den Nordhannoverschen Imkertag besuchen werden.
Uwe Frommhold
Foto: Detlef Sodtke
von links nach rechts: Jürgen Frühling, Thomas Krieger, Uwe Frommhold, Bernhard Jaesch